Heinz M. Schwyter

SKU 87 2006

«Vordenker der Immobilienvermarktung 3.0»

Gute Ideen kennen für Heinz M. Schwyter keine Hierarchie. Oft hat sie der CEO der Homegate AG selber. Er führt, wie er denkt und handelt. Unkonventionell, weitsichtig, erfolgsorientiert. Ein Macher, der seiner Zeit oft etwas voraus ist.

Der Mann kommt in Jeans. Auch sonst ist er salopp gekleidet, erfrischend einfach, ohne dicken Anstrich. Für Heinz M. Schwyter, CEO der Homegate AG, zählen andere Werte. Das bestätigen die ersten Gesprächsminuten. Etwa so: «Gute Manager sollten sich nicht über teure Stoffe auf ihrer Haut definieren, sondern über die Raffinesse und Genialität des Stoffs, aus dem ihre Ideen und Gedanken sind.» Sich selbst auf den Sockel stellen will Schwyter nicht mit dem Zitat. Das würde nicht zu seiner Art passen. Er meint es allgemein.

Der 56-Jährige hat in seiner Karriere als Manager viel gesehen und erlebt. Um als Führungskraft Herausforderungen zu bewältigen, brauche es vor allem dies: Antizipationsfähigkeit, Weitsicht, Vordenkerqualitäten. Keine prestigegetriebene Oberflächlichkeit, sondern knallharte Kopfarbeit. Bei der Winterthur Versicherung (heute AXA Winterthur), für die er über 20 Jahre aktiv war, tüftelte Schwyter in den späten 90er-Jahren an einer revolutionären Autoversicherung, die sich dank GPS-Technologie dem Fahrverhalten des Inhabers anpasst. Der Markt war nicht reif für dieses Produkt. Es wurde auf Eis gelegt. Erst einige Jahre später folgte der Durchbruch. Schwyter war seiner Zeit voraus.

Den Wechsel von der grossen AXA-Winterthur zur kleinen Homegate AG machte Heinz Schwyter im Jahr 2001. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) hatte das Immobilienportal soeben gegründet und suchte eine etablierte Managerpersönlichkeit zum Aufbau von Partnerschaften. Nach wenigen Monaten rückte Schwyter in die Geschäftsleitung. Bald übernahm er bei Homegate.ch die Aufsicht über Verkauf, Marketing, Kundendienst und Produktmanagement. Anfang 2010 wurde er CEO.

Wie sich eine «Primaballerina» vor Google & Co. schützt

Der Immobilienmarkt hat sich in den letzten zwölf Jahren rasant entwickelt. Das forsche Tempo mitgehen müssen alle Dienstleister, die nicht vom Markt verschwinden möchten. Der Anspruch von Heinz Schwyter ist ambitionierter: «Wir wollen der Taktgeber sein.» Deshalb tut er das, was er am besten kann. Vorausdenken und Antizipieren. «Wie gut sind wir vorbereitet, wenn morgen früh Google & Co. riesige Immobilien-Suchportale gratis ins Netz stellen?»

Die Frage beschäftigte Schwyter bereits, bevor er die Geschäftsführung übernahm. Viel früher hatte er sich anhören müssen, Homegate.ch sei zwar eine elegante «Primaballerina», tanze auf einem Bein jedoch gegenüber Windböen allzu exponiert aus dem Markt. Als das Unternehmen vor sieben Jahren eine Strategieüberarbeitung beschloss, suchte Schwyter zu diesem Zweck ein möglichst praxisnahes Weiterbildungsprogramm. 2006 absolvierte er das sechswöchige SKU Advanced Management Program.

Fünf Jahre später konnte er das dort erworbene Wissen erneut einsetzen. Es ging bei Homegate.ch um die Planungsperiode 2012 – 2015. «Für mich war es wichtig, dass die neue Strategie nicht einfach von oben herab diktiert, sondern aus dem Unternehmen heraus entwickelt und getragen wird», erklärt Heinz Schwyter. Er genoss damit intern viel Rückendeckung. Es meldeten sich sechs freiwillige Mitarbeitende, um an der Entwicklung mitzuwirken. Am Ende folgte der Verwaltungsrat im Wesentlichen den Ideen des Strategieteams. Der Kern: Homegate.ch soll nicht einfach nur Plattform für Haus- und Wohnungsinserate sein, sondern Anbieter einer umfassenden Dienstleistungskette mit etlichen Mehrwerten für Partner und Kunden. Mit dem Ziel, diese langfristig ans Unternehmen zu binden. Auch wenn Gratis-Angebote locken sollten.

«Zum Beispiel haben wir für unsere Immobilienpartner das elektronische Bewerbungsdossier kreiert und damit lästige Papierbürokratie abgebaut», wird Schwyter konkret. Zurzeit arbeitet Homegate.ch in Kooperation mit der ZKB an einem Online-Hypotheken-Portal. Attraktiver gestaltet werden auch Kundendienstleistungen rund um die Themen Marketing und Werbung. «Wir schaffen neue regionale Werbekanäle und verringern damit Streuverluste für Kunden, die sich mit ihren Angeboten nur in einer bestimmten Region positionieren möchten.»

Und wenn Heinz Schwyter als ausgesprochener Nicht-IT-Experte bei all diesen technologischen Fortschritten und Neuerungen mal den Überblick verliert? «Kein Problem, dann lasse ich mich noch so gerne aufklären und führen von unseren jungen Cracks im Team.» Management im hierarchischen Gegenuhrzeigersinn, könnte man es nennen. Auch solche Konstellationen müssten im Sinne des Erfolgs drinliegen, lacht der CEO. Das passt zu seiner Grundhaltung, die dem Leitsatz «Sein statt Schein» nahe kommt. Es sei beim Führen und Managen wie bei einem Haus: «Die blendende Fassade nützt nichts, wenn im Innern das strategische Chaos herrscht.»

Text: Robert Wildi

Heinz M. Schwyter

ist Anfang 2010 nach zehn Jahren Firmenzugehörigkeit zum CEO der Homegate AG befördert worden. Zuvor absolvierte er eine über 20-jährige Karriere bei den Winterthur Versicherungen (heute AXA), wo er diverse Positionen besetzte. Heinz M. Schwyter ist geschieden, hat eine Tochter und wohnt in Turbenthal ZH. 2006 absolvierte er das SKU Advanced Management Program.

Homegate AG

Das Unternehmen wurde am 1. März 2001 von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) gegründet. Im ersten Betriebsjahr wurde der führende Schweizer Immobilienmarkt Immopool ins Dienstleistungsangebot integriert sowie das Portal Homegate.ch lanciert. Mit über fünf Millionen Zugriffen sowie über einer Million Unique Clients pro Monat ist Homegate.ch heute die klare Schweizer Marktführerin in der Online-Immobilienvermarktung. Das Mitarbeiterteam umfasst rund 50 Spezialisten aus den Bereichen Immobilien, Finanzen, Informatik und Wohnen. Heute steht die Homegate AG zu 90 Prozent in Besitz der Tamedia AG. Die ZKB hält noch 10 Prozent. Im August dieses Jahres wird der Firmensitz von Adliswil ZH ins Tamedia-Mutterhaus nach Zürich verlegt.